mm: Was schadet es, wenn man die Zehenspitzen sieht?

Starlay: Solche Schuhe, man nennt sie auch Peeptoes, setzen die falschen Signale. Gleiches gilt für dünne und transparente Stoffe.
mm: Was ist mit freien Schultern im Hochsommer?
Starlay: Wir sind nicht in der Kirche! Wer gepflegte Arme hat, kann im Daily Business durchaus mal die Jacke ausziehen. Anders in Vorstandssitzungen oder wichtigen Präsentationen. Wenn die Haut schon müde geworden ist, behält man den Blazer ohnehin besser an. Weshalb sollte eine Frau mit Reizen spielen, die keine mehr sind?
mm: Ist denn die Strickjacke erlaubt?

Starlay: Strickwaren, auch wenn sie elegant sind, haben nie die gleiche professionelle Ausstrahlung wie eine Jacke oder ein Blazer. Ich sage immer: Je Blazer, desto Chef. Eine Frau in Strick wird rein optisch nie als Chef wahrgenommen werden. Viele Frauen, die nach oben wollen, begehen den Fehler, dass sie sich durch ihre Kleidung zu Sekretärinnen machen, also den Dresscode zu entspannt definieren.
mm: Viel Kreativität für einen individuellen Kleidungsstil lassen Sie den Frauen im Geschäftsleben nicht.
Starlay: Die Frau muss den Spielraum, der ihr bleibt, nur zu nutzen wissen. Die Stellschrauben sind: Mehr Farbigkeit – mehr Kleidungsstücke – mehr Kombinationsmöglichkeiten – mehr Schnitte und mehr mögliche Accessoires, alles bitte typgerecht. Lassen Sie mich ein Beispiel aus meinem eigenen Erleben erzählen: Ich hatte einen Termin auf der Topetage einer großen Bank, zog ein dunkelblaues Maßkostüm an und dazu geschlossene Schuhe, obwohl ich viel lieber meine schicken Stiefel getragen hätte, weil sie zu diesem Ensemble modischer gewesen wären. Ich war korrekt gekleidet und fühlte mich trotzdem nicht gut. Irgendwie uninspiriert.
mm: Sie hatten unterschätzt, wie wichtig die Kleidung für Ihr eigenes Selbstwertgefühl ist?

Starlay: Ich hatte meine Freude am Schönaussehen nicht genug bedient. Eine Frau – und eigentlich auch ein Mann – darf dieses Gefühl nicht unterdrücken. Die Kleidung wirkt sich nicht nur auf die Wahrnehmung der anderen aus, sondern auch auf das Selbstbewusstsein, und damit ist sie ein ganz wesentlicher Faktor für den persönlichen und geschäftlichen Erfolg.
mm: Im Knigge steht, dass der Gentleman der Dame die Tür aufhält, ihr den Mantel abnimmt und ihr den Stuhl zurechtrückt, wenn sie vom Nasepudern zurückkommt. Sind das Verhaltensweisen, die eine Frau auch von ihren männlichen Geschäftspartnern erwartet?
Starlay: Für den Umgang mit der Spezies ‘unabhängige Frau’ gilt der alte Grundsatz, den schon Aldoph Freiherr Knigge propagierte: Menschen sollen sich miteinander wohlfühlen. Daher habe ich keine Schwierigkeit damit, wenn sich ein Mann im Alltagsleben höflich verhält und mir in den Mantel hilft. Das ist eine Geste, die mich nicht klein macht. Im Gegenteil, ich finde es angenehm, wenn ich mich beim Mantelanziehen nicht verrenken muss.
mm: Ab wann vermittelt ein besonders zuvorkommender Mann das Gefühl, dass er die Frau nicht ernst nimmt?

Starlay: Jede Frau hat den Wunsch, ab und zu ein bisschen verwöhnt zu werden. Aber keine will sich alles aus der Hand nehmen lassen….
mm: … das heißt für den Mann?
Starlay: Wer seine Geschäftspartnerin oder Kollegin als eigenständige handelnde Persönlichkeit respektiert, braucht darüber eigentlich nicht nachzudenken. Natürlich ist eine Frau selber in der Lage, den Fahrstuhlknopf zu drücken oder eine Beifahrertür zu öffnen. Und sie darf sich auch erlauben, dem Geschäftspartner zu sagen, dass sie das Restaurant ausgewählt hat und sie damit die Einladende ist. Da sollte sich kein Mann aus falsch verstandener Konvention mit einer Frau streiten.
mm: Darf ich als Frau auch einem Mann in den Mantel helfen?

Starlay: Warum nicht? Das Problem ist nur, dass es den Mann sehr wahrscheinlich irritiert. Und wenn ich ihn in Verlegenheit bringe, dann sollte ich es besser lassen.
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